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Albanien von hinterm Zaun

Am Anfang: ein See


Wer dem Ruf nach Albanien folgt, weil ihn unterwegs irgendein hipper "Ich-geh-immer-Wild-campen-und-erzähle-dann-allen-dass-ich-besonders-bin"-Typus von Camper mal vollgeschwafelt hat, der Tourismus sei hier noch nicht angekommen und dieses Land wäre ein absoluter "Geheimtipp", so gut wie unberührtes Stück Land mit atemberaubender Natur...,

der landet in einem Land, das gelinde gesagt "interessant" ist und das vielleicht nicht jeder so "atemberaubend" findet. Ich zumindest nicht.


Wer von Norden aus nach Albanien einreist, befindet sich schon nach kürzester Fahrzeit am Lake Shkodra (oder auch Lake Shkoder).


Dort gibt es einen Campingplatz, der zu Recht den Titel "Resort" trägt und über dessen Existenz man ziemlich froh ist, wenn man merkt, es wird schon Nacht und man ist erst am Anfang von Albanien.


Das "Lake Shkodra Resort"



Das "Lake Shkodra Resort" ist wie eine Oase in der Wüste, Schnee im Sommer, oder wie eine frische Pizza Prosciutto e Funghi in der Sibirischen Taiga.

Man kann es kaum glauben, wenn man in der Bar mit Tropen-Chic unter den Ventilatoren sitzt und auf den hübschen See schaut.


Denn unweit des Zaunes, der (Gott sei dank) das Resort umgibt, sieht es so aus:





ein albanischer Gartenzaun



albanische Mülltonnen (denen die Albaner wohl wenig Beachtung schenken)



Das Land der Casinos und Autowaschanlagen


Aus mir bisher nicht bekannten Gründen (aber ich habe da so meine Theorien... Geldwäsche? *hust*) gibt es in Albanien überdurchschnittlich viele Autowaschanlagen primitiver Art und "Casinos" mitten im Nirgendwo, die ziemlich luxuriös anmuten, aber unbesucht (da "geschlossen") sind.


ein typisch albanisches "Auto-Lavazh", also eine Autowaschanlage = Mann mit Kärcher unter primitivem Pavillon

(man beachte den Neubau im Hintergrund - sicher entsteht auch hier ein neues "Casino")


Gleichzeitig kann das Land aber tatsächlich auch mit Wildpferden und vielen Schildkröten punkten! Und zwar direkt auf der "Autobahn". Das und der (vorsichtig formuliert) "mäßige Ausbau" dieser "Autobahn" sind wohl der Grund, warum in Albanien gilt:


Langsam ist das neue schnell


Wildpferde! Direkt auf der "Autobahn"!


Denn in Albanien gibt es eine clevere Methode, die Staatskassen aufzufüllen:

Man stelle auf der "Autobahn" einfach alle 2 km im Wechsel "40 kmh"- und "80 kmh"-Begrenzungsschilder auf und positioniere dazwischen alle 10 km eine Polizeistreife, die dann das Geld eintreibt. Et Voilà: jeder, der nicht mit dem Esel oder Mofa unterwegs ist, muss bezahlen. (Also: alle Touristen)


Nachdem wir das Land in gefühlt 36 h durchquert hatten, wurde uns klar, warum der Griechenland-Campingreiseführer empfohlen hatte, den weiten Umweg über Rumänien nach Griechenland auf sich zu nehmen, nur um Albanien zu umfahren...



Aber das wars wert: Schildkröten auf der "Autobahn" zu retten! ;)


In der Mitte entspringt ein Fluss

Das Vjosa-Tal - raue, unberührte Natur


Inmitten des Vjosa-Tales staunten wir nicht schlecht, denn landschaftlich ist es tatsächlich wunderschön. Allerdings auch eine Service-Wüste. Campingplätze sind hier im besten Fall ein Schotterplatz, den nachts jemand am Lagerfeuer sitzend bewacht. Sanitäranlagen braucht man nicht zu erwarten. Und damit war es für uns so komplett ohne Infrastruktur (keine Restaurants in der Nähe, kein Supermarkt/Minimarkt am Camping, evtl auch kein Trinkwasser) nicht geeignet fürs Camping mit der Familie bzw mit Baby, bzw... mit Sack und Pack.


Am Ende: Die Grenze zu Griechenland


Der Süden von Albanien gefiel uns landschaftlich dann doch besser. Hier hatte man das Gefühl, man ist nicht mehr weit von Griechenland entfernt. Und das wiederum beruhigt einen irgendwie.


Südalbanien - optisch kaum von Griechenland zu unterscheiden



Ein albanischer Nationalheld und seine Bunker


Kurz vor der Grenze zu Griechenland kann man dann noch ein paar Sehenswürdigkeiten bewundern:

Der ehemalige Diktator und "Staatsheld" Enver Hoxha, den man in Albanien immer noch den "Befreier" nennt, hatte in den 70ern die Wahnidee, dass demnächst eine Invasion durch die Nachbarländer erfolgen sollte, weshalb er unzählige (ca 200.000) Bunkeranlagen bauen ließ, die jetzt noch verlassen an der Grenze zu Griechenland stehen.

ein typischer "Pillbox"-Bunker nahe der Grenze zu Griechenland



Danke, Albanien, für... die Schildkröten.


Und:


γεια σας, Griechenland!


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